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Gewerkschafter und Internationalist

Abschied von Jakob Moneta (1914-2012)
Gert Eisenbürger

In den Kämpfen der späten 70er-Jahre gegen die destruktive Atomtechnologie standen die bundesdeutschen Gewerkschaften auf der anderen Seite. Sie befürworteten fast uneingeschränkt die Atomkraft. Nur wenige gewerkschaftliche Gruppen stellten sich gegen diese Haltung und suchten die Zusammenarbeit mit der Anti-AKW-Bewegung. Dazu gehörte maßgeblich der von Heinz Brandt und Jakob Moneta gegründete „Aktionskreis Leben – Gewerkschafter gegen Atom“ (AKL).

Es war auf einer Veranstaltung des AKL, auf der ich Jakob 1980 kennenlernte. Der damals schon ehemalige Chefredakteur der IG-Metall-Mitgliederzeitung „metall“ machte klar, warum es keine Politik im Sinne der arbeitenden Menschen sei, wenn Gewerkschaften, die Interessen der AKW-MitarbeiterInnen vorschiebend, Lobbypolitik für die Atomindustrie betrieben. Er machte aber auch deutlich, dass der Kampf gegen Atomkraftwerke immer auch ein Kampf gegen die kapitalistische Wirtschaftsweise sein müsse, die solche Technologien forciere, um höhere Profite zu erzielen.

Jakob kam aus einer jüdischen Familie. Nach der Machtübernahme der Nazis war er nach Palästina geflohen. Dort lebte und arbeitete er in einem Kibbuz und beteiligte sich intensiv an den politischen Debatten über die Zukunft der Region. Mit seiner Kritik am zionistischen Nationalismus gehörte er auch innerhalb der jüdischen Linken zu einer kleinen Minderheit. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde 1951 Sozialattaché an der deutschen Botschaft in Paris. In dieser diplomatischen Funktion war er während des algerischen Unabhängigkeitskrieges ein wichtiger diplomatischer Verbündeter der Befreiungsbewegung FLN. 1962 bis 1978 war er dann in Frankfurt/M. Chefredakteur der „metall“ und des IG-Metall-Funktionsärsorgans „Der Gewerkschafter“.

Politisch rechnete er sich zu der Strömung, die unter Linken gemeinhin als Trotzkismus bezeichnet wird. Das bedeutete, dass er nicht nur ein radikaler Kapitalismuskritiker war, sondern auch bürokratische Sozialismusmodelle und jegliche Form von Nationalismus grundsätzlich in Frage stellte.

Einige Male konnte ich ihn für Beiträge in der ila gewinnen. Jakob war der Autor unseres ersten Schwerpunktartikels über Cuba zum 25. Jahrestag der Revolution im Januar 1984 (ila-info Nr. 72). Damals gab es unter den potenziellen AutorInnen zu Cuba fast nur Gläubige, die alle kleine Regierungssprecher sein wollten, oder Eiferer, für die die Insel mindestens der Vorhof der Hölle war. Jakob analysierte dagegen nach einer Reise nach Cuba – seine Eltern waren vor dem NS-Terror dorthin geflohen – nüchtern die positiven und negativen Entwicklungen des dortigen Sozialismus.

Er war bis ins hohe Alter ein politischer Zeitgenosse, der immer an die sozialistische Utopie glaubte und dafür kämpfte. Bis vor wenigen Jahren hatte er eine monatliche Kolumne in der in Köln erscheinenden „Sozialistischen Zeitung“, die stets zu den Highlights des Blattes gehörte. Am 3. März starb er im Alter von 97 Jahren im Jüdischen Altersheim in Frankfurt.