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Ein weichgespültes neokoloniales Modell“

Offener Brief der Kampagne „„Bergwerk Peru –– Reichtum geht, Armut bleibt““ zur Einführung von „fairem Gold“ in Deutschland

Fairtrade Deutschland“ bzw. „„TransFair –– Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt““ bietet neuerdings „faires Gold“ in Deutschland an. Die Kampagne „„Bergwerk Peru –– Reichtum geht, Armut bleibt““ unterstützt ausdrücklich Bemühungen, die den fairen Handel fördern. Aber sie erhebt Bedenken gegen die Einführung von sogenanntem „fairem Gold“, denn:

1. Das Fairtrade-Siegel erhalten auch Minen(projekte), die (bis auf singuläre Ausnahmen) auch mit Zyanid oder Quecksilber arbeiten; wir halten dies ökologisch und gesundheitlich für hoch problematisch. Überdies ist dieses Fairtrade-Siegel insofern eine Irreführung, als deutsche KäuferInnen meist denken, dass Fairtrade zugleich auch ökologisch unbedenklich bedeute.

2. Bei der Bezeichnung „faires Gold“ schwingt mit, dass man etwas Gutes tue für die Menschen in Ländern des Südens; wir bezweifeln, dass es sinnvoll ist, Menschen Goldabbau als Perspektive zum Lebensunterhalt attraktiv zu machen statt wirklich nachhaltiger und ökologisch und gesundheitlich unbedenklicher Tätigkeiten.

3. Das Angebot „fairen“ Goldes lenkt von der generellen Problematik des Goldabbaus ab und löst das Problem nur scheinbar. Zum einen folgt auch dieses dem asymmetrischen ökonomischen Muster des Extraktivismus. Rohstoffe aus Ländern des Südens werden ausschließlich im Norden weiterverarbeitet, mit dem entsprechenden Mehrwert dort. Gleichzeitig werden die Rohstoffpreise ebenfalls vom Norden diktiert, hier von einer Handvoll Banken beim Londoner Goldpreisfixing, mit entsprechenden Manipulationsvorwürfen, etwa von US-Behörden gegen die Deutsche Bank. Zum anderen meinen wir, dass es sofort möglich ist, grundsätzlich auf Goldabbau zu verzichten, weil bereits jetzt mehr als die Hälfte der Menge geförderten Goldes durch Recycling gewonnen wird. Zudem werden nur (noch) 10 Prozent des geförderten Goldes technisch benötigt, und es wurden ohnehin schon 170 000 t Gold bis heute an die Erdoberfläche befördert und teils nutzlos in Tresoren gehortet.

4. Ein Angebot von Goldmünzen oder Barren aus „fairem Gold“ sowie jede Preisgestaltung übergeht die Tatsache, dass der Wert des Goldes weitgehend ein fiktiver bzw. spekulativer ist, denn seit 1971 (Ende des Bretton-Woods-Systems mit der GoldDollar-Parität) hat Gold seine Rolle im Weltwährungssystem verloren.

5. Es ist zu befürchten, dass das Angebot „fairen Goldes“ sogar dem Image des Fairtrade-Siegels und der Idee des fairen Handels schadet. Bei allem Anerkennen des Bemühens um gerechte Handelsstrukturen und begleitende Sozialprojekte, Gold steht symbolisch wie kein zweites Produkt für eine koloniale Wirtschaft des Raubs und der gewaltsamen Ausplünderung. Auch „faires Gold“ bedient vor allem das Schmuckbedürfnis im reichen Norden oder gar SpekulantInnen und ist letztlich nur ein weichgespültes neokoloniales Modell auf Kosten der Menschen im globalen Süden. Ein bloßes Switchen von schmutzigem auf „faires“ Gold beseitigt die Probleme nicht, verdeckt sie allenfalls.

Aus all diesen Gründen lehnen wir die Einführung von „fairem Gold“ ab. Wo Gold wirklich nicht ersetzbar ist, verweisen wir auf Recycling-Gold.

Koordinationsteam der Kampagne „„Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt““