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Aus der Honduras-Solidarität

Eindrücke vom europäischen Netzwerktreffen der Solidaritätsgruppen

Vom 15. bis 17. Juni 2018 trafen sich in Berlin europäische Honduras-Solidaritäsgruppen zu einem Vernetzungstreffen. Rund 15 Initiativen tauschten sich dabei aus und schufen die Grundlage für eine zukünftige europäische Zusammenarbeit.

Kirstin Büttner

Der Mord an der Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres und die Verwicklungen der holländischen und finnischen Entwicklungsbanken und des Siemens-Joint Venture Voith Hydro in das Staudammprojekt Agua Zarca haben nichts daran geändert, dass europäische Banken und Unternehmen mit Honduras Geschäfte machen und dabei die Missachtung der Menschenrechte ignorieren. Um nur einige Beispiele zu nennen: Das österreichische Unternehmen Geppert Hydropower beteiligt sich am Bau Wasserkraftwerk „Los Planes“ in Atlántia, wo seit Anfang 2017 Militarisierung und Gewaltanwendungen, Morddrohungen, gewaltsame Räumungen und eine Exekution gegen Personen aus den regionalen Widerständen zu verzeichnen sind; die österreichische Entwicklungsbank beteiligt sich am Solarkraftwerk „Valle Solar“ an der pazifischen Küste; die Münchner Flughafengesellschaft FGM (Gesellschafter sind der Freistaat Bayern, die Bundesrepublik Deutschland und die Landeshauptstadt München) am Bau und Betrieb des neuen internationalen Großflughafens Palmerola. Ebenso ist die EU mit Programmen wie EUROJUSTICIA, die ein korruptes Justizsystem mitfinanziert, in Honduras vertreten. 
Seit dem Mord an Berta Cáceres am 2. März 2016 haben sich weltweit und in Europa zahlreiche Initiativen von Aktivist*innen und in Europa lebenden Honduraner*innen gegründet, die sich mit den sozialen Bewegungen in Honduras solidarisieren und sich gegen den Ausverkauf des Landes und die Ausbeutung der Ressourcen wehren. Viele Gruppen, die seit dem Putsch 2009 oder schon länger mit den sozialen Bewegungen in Honduras zusammen arbeiten, haben ihre Arbeit wieder verstärkt aufgenommen. Das Arbeitsspektrum reicht von Begleitarbeit vor Ort über Lobby- und Menschenrechtsarbeit bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit in ihren Ländern. 
In Kooperation mit den Berliner Naturfreunden und dem Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit haben die Hondurasdelegation und das Kollektiv CADEHO das europäische Netzwerktreffen organisiert. Im Kulturzentrum KuBIZ Raoul Wallenberg in Berlin-Weißensee kamen Initiativen und Kollektive aus Spanien, Italien, Norwegen, der Schweiz, Frankreich und Deutschland zusammen. Angereist waren u. a. solidarische Basisgruppen wie CICA (Colectivo Italia Centro America), die langjährige Erfahrungen mit Begleitarbeit in Honduras haben, das Theaterkollektiv Comité Berta Vive Milano, das seit 2016 mit Aktionstheater auftritt, ENTREPUEBLOS, die schon seit den 90er- Jahren in Spanien auf die Situation in Honduras aufmerksam machen, und das Honduras Forum Schweiz, das 2012 seine Arbeit  aufgenommen hat und sich für die Menschenrechte und eine gerechte Beziehung zwischen der Schweiz und Honduras einsetzt.
In Workshops wurde sowohl inhaltlich an aktuellen Themen gearbeitet als auch über mögliche Strukturen nachgedacht. Es wurde über Lobbyarbeit auf EU-Ebene, Kommunikation sowie die Koordinierung der Begleitarbeit in Honduras diskutiert. Inhaltlich ging es zudem um den aktuellen Stand im Prozess Berta Cáceres und die Unterstützung für das Komitee zur Befreiung der politischen Gefangenen in Honduras. Die Frage nach Gemeinsamkeiten und konkreter Zusammenarbeit stand dabei im Vordergrund.
Rita Trautmann von CADEHO betont, dass es das Ziel sei, die europäischen Basisgruppen zu erreichen, die ehrenamtliche Strukturen haben und keine finanziellen Ressourcen, und dass diese sich untereinander kennenlernen und eine Basis schaffen können, die auf Vertrauen und Engagement beruht. „Wir alle arbeiten an den gleichen Themen und können uns viel doppelte Arbeit sparen, wenn wir uns sinnvoll koordinieren. Es gab zwar einzelne, die sich von Delegationen oder von Veranstaltungen in Honduras bereits kannten, aber jetzt haben wir eine gemeinsame Grundlage geschaffen. Das ist viel wert. Die Situation in Honduras erfordert von uns eine engere Koordination, gerade auch hinsichtlich dessen, die Mitverantwortung europäischer Unternehmen und Regierungen an den Menschenrechtsverletzungen in Honduras aufzuzeigen. Das zeigt auch die Klage, die Familienangehörige von Berta Cáceres und COPINH gegen die Entwicklungsbank FMO derzeit in den Niederlanden einreichen.“
Bereichernd für das Treffen war die Anwesenheit von Vicki Cervantes von Voz de Abajo in Chicago, einem Gründungsmitglied des Honduras Solidarity Network (HSN) in den USA und Kanada. Ihre erfrischende und engagierte Art, von den Anfängen, den Problemen und der Zusammenarbeit zu berichten, war für viele zusätzlich motivierend, sich in Europa zu vernetzen.
Nach einem arbeitsintensiven Tag kam der kulturelle Aspekt nicht zu kurz. Am Samstagabend gab es nach einer Theateraufführung des Comité Berta Vive Milano eine beeindruckende Präsentation der Sängerin Karla Lara und der Autorin Melissa Cardoza aus Honduras. In einer Mischung aus politischem Theater, Gesang und Texten haben die beiden Künstlerinnen die Gäste mit einem Stück über die Situation honduranischer Frauen im Widerstand mit auf eine emotionale Reise nach Zentralamerika genommen. 
Mit einer gemeinsamen Erklärung wurde das Treffen beendet. Die Organisator*innen des Treffens von CADEHO sind zufrieden mit den Ergebnissen. „Wir haben ein europäisches Netzwerk gegründet und werden enger zusammenarbeiten und dadurch eine stärkere europäische Gegenstimme im Kampf um Gerechtigkeit für die sozialen Bewegungen in Honduras sein. Ein Treffen im nächsten Jahr ist geplant, in welchem Land steht noch nicht fest.“
Berta vive, COPINH sigue