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Zum Tod von Max Zeuske

(1927-2001)
Gert Eisenbürger

Ich lernte Max Zeuske im Oktober 2000 kennen. Eine Bekannte hatte mir von ihm erzählt: Er habe in der DDR sehr viel zu Lateinamerika gearbeitet, es wäre spannend, ihn für die „Lebenswege“1 zu interviewen. Ich habe ihn daraufhin besucht und traf einen faszinierenden Menschen.
Max Zeuske wurde 1927 geboren und wuchs in bäuerlichen Verhältnissen auf. In den letzten Kriegsmonaten wurde er noch zur Wehrmacht eingezogen. 1946 konnte er, der nur die Volksschule besucht hatte, die „Vorsemester“ an der Universität Halle absolvieren und nach deren erfolgreichem Abschluss Geschichte studieren. Später unterrichtete er selbst an einer ähnlichen Einrichtung in Jena, der „Arbeiter- und Bauernfakultät“, wo begabte Leute aus Betrieben auf ein Studium vorbereitet wurden. Nach der cubanischen Revolution gab es auch dort das Interesse, junge ArbeiterInnen an die Uni zu holen. Man lud ihn ein, als Berater und Lehrer tätig zu sein. 1963/1964 arbeitete er in Cuba, eine Zeit, die ihn ungeheuer beflügelte. Nach der Rückkehr in die DDR legte er seinen Forschungsschwerpunkt auf Lateinamerika, zunächst an der Universität Leipzig, ab 1980 als Professor und Leiter der Sektion Lateinamerikawissenschaften der Universität Rostock.
Max Zeuske war ein Bürger und Wissenschaftler der DDR. Sie hatte ihm eine Bildungslaufbahn ermöglicht, die ihm im Westen wohl verschlossen geblieben wäre. In einem sozialistischen Entwicklungsweg sah er die Zukunft Lateinamerikas. Als Wissenschaftler bemühte er sich um  ein Stück Freiraum für sich und seine MitarbeiterInnen, was  allerdings nur mit Kompromissen ging. Nach dem Ende der DDR fragte er sich selbstkritisch, ob es derer nicht zu viele gewesen waren. Die Wende beendete seine wissenschaftliche Laufbahn, die „Sektion Lateinamerikawissenschaften“ wurde abgewickelt. Als passionierter Historiker litt er sehr unter dieser Kaltstellung. Aber er ließ sich nicht unterkriegen, forschte und schrieb weiter. Max Zeuske ist am 18. Oktober in Berlin gestorben.