ila

Freiwillig eingesperrt

Privilegiertenghettos als Gesellschaftsmodell

Übermannshohe Mauern, obendrauf zusätzlich Hochspannungsdrahtverhaue, Überwachungskameras, misstrauisch dreinblickende Privatpolizei mit Walky-Talkies am pompösen Tor – dahinter Villen oder luxuriöse Penthouse-Blocks, viel Grün, Swimmingpools, Tennisplätze: Brasiliens Betuchte schotten sich immer perfekter gegen Misere und ausufernde Kriminalität ab. Fährt der Dominikaner Frei Betto durch die besseren Viertel der 18-Millionen-Stadt São Paulo, kommt er immer wieder an solchen condomínios fechados, geschlossenen Wohnanlagen, vorbei, nennt sie ironisch „Luxusgefängnisse“. Über 300 gibt es bereits im größten deutschen Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands, die Nachfrage ist enorm, auf den Wartelisten stehen auch deutsche Manager.

Klaus Hart

Kein Tag ohne ganzseitige Farbanzeigen in den großen Blättern: „Komm und lebe in Freiheit, Sicherheit, Grün!“ – ob im neuen „Swiss Park“, im „Liberty Village“, der „Ville Versailles“. Familienfreundlichkeit ist ein wichtiges Werbeargument: „Hier werden deine Kinder wie VIPs behandelt!“ Zehn Megaprojekte, jedes mit durchschnittlich 1300 Villen-Geländen, sind landesweit im Bau. Vor sechs Jahren lebte nur rund eine halbe Million in solchen Privilegiertenghettos, heute etwa dreimal soviel. Nimmt man die abgesperrten Villen-Privatstraßen der besseren Viertel hinzu, kommt man sogar auf über sechs Millionen. Allein Rio de Janeiros Südzone der Strandviertel zählt rund 60 ruas fechadas. Pionier-„Ghetto“ São Paulos war Alphaville, gegründet vor fast 30 Jahren – heute eine Stadt in der Stadt mit rund 40 000 BewohnerInnen, das einzige condomínio Brasiliens in dieser Größenordnung. Zwischen Lateinamerikas Wallstreet, der Avenida Paulista in São Paulos City, und Alphaville pendeln ständig komfortable Sonderbusse. Für Frei Betto ein Absurdum: „Die Stadt sollte Ort des Zusammentreffens, Austauschs, der Solidarität sein und wurde stattdessen zur Geisel der Banditengewalt – mit der provozierenden Opulenz der condomínios, eingekesselt von Misere. Wir sind Fußballweltmeister – aber unglücklicherweise auch Weltmeister in sozialer Ungleichheit.“ 

64 Prozent des Volkseinkommens, so der einstige enge Berater von Staatschef Luis Inacio Lula da Silva, seien in der Hand von nur zehn Prozent der BrasilianerInnen, also von nur siebzehn Millionen. Ein Bauarbeiter, der solche „Luxusgefängnisse“ miterrichtet, verdient umgerechnet nur zwischen siebzig Cents und zwei Euro die Stunde und wohnt deshalb in der ausgedehnten Slumperipherie. „Anstatt die Ursachen von Armut und Massenarbeitslosigkeit zu beseitigen, flieht Lateinamerikas Elite vor den Folgen ihrer Politik, zieht es vor, den eigenen Reichtum herauszustellen, baut deshalb diese condomínios fechados, Inseln der Phantasie – voller Angst vor denen auf der Straße, vor dem öffentlichen Raum.“ Denn dort schlägt dieser Elite nur zu oft blanker Hass der in Jahrhunderten durch Elend Brutalisierten entgegen, wie Brasiliens größte Qualitätszeitung, die Folha de São Paulo, kommentiert.

Die Gewaltbereitschaft vor allem der perspektivlosen Unterschichtjugend ist so groß, dass etwa in São Paulo selbst Großdiskotheken und Samba-Ballhäuser nachts vorsorglich von schwer bewaffneter Militärpolizei und Munizipalgarde umstellt werden. Man muss sich nur einige Basisfakten vor Augen führen: In Südamerikas reichster Stadt genießen gemäß einer neuen Präfekturstudie gerade 3,46 Prozent der Bevölkerung einen europäischen Sozialstandard und nur zehn Prozent den durchschnittlich asiatischen – doch über die Hälfte lebt wie in Afrika, fast ein Drittel wie in Indien. Etwa alle acht Tage entsteht ein neuer Slum, obwohl allein in der City ganze Wohnblocks mit über 40 000 meist gut ausgestatteten Appartements teils seit sieben Jahren leer stehen. BesetzerInnen werden gnadenlos von der Polizei herausgeprügelt. Die größtenteils in Aachen aufgewachsene Afghanin Maryam Alekozai machte in einem Slum São Paulos, der jährlich über 500 Mordtote zählt, ihr Soziales Jahr. Sie ist schockiert von den Sozialkontrasten: „Tagsüber, nachts fallen Schüsse, immer wieder verlieren Kinder ihre Väter. Das ist hier gar nicht so anders wie damals in Afghanistan, als ich klein war. Der Unterschied zwischen einem fünfjährigen Mädchen hier und in Deutschland ist so groß! In den Augen der brasilianischen Kinder sehe ich ganz tiefen Hass – und Wut. Man blickt nicht in Kinderaugen, sondern eigentlich in Augen von Erwachsenen, die voller Aggressionen sind. Gewalt und Ungerechtigkeit, die in diesem Land herrschen, spiegeln sich in ihren Augen!“ In Sichtweite glitzernder Hightech-Geschäftshäuser und condomínios sind neofeudale Banditenmilizen, die Maschinenpistolen der NATO-Armeen tragen, unumschränkte Herrscher, terrorisieren BewohnerInnen, verhängen Ausgangssperren – manche minderjährige Kindersoldaten São Paulos killten bereits bis zu vierzig Menschen. Immer wieder werden auch in Rio de Janeiro SlumbewohnerInnen, die sich dem Normendiktat widersetzen, zur Abschreckung lebendig verbrannt. 

Der neueste Hit sind Spezialbunker in der Villa, im Luxusappartement, sogar granatensicher. Falls doch einmal hoch spezialisierte Einbrecherbanden oder Geiselnehmer die „erste Verteidigungslinie“ des condomínio fechado durchbrechen sollten, hätte man hier noch eine Rückzugsmöglichkeit. Kostenpunkt: ab umgerechnet 150 000 Euro aufwärts. Damit es möglichst nicht soweit kommt, haben manche condomínios mehr als 180 Überwachungskameras in Korridoren, Treppenhäusern, Liften, Garagen, Sportanlagen, am Schwimmbad angebracht. Lateinamerikas Betuchten geht es materiell prächtig. Die Zahl der brasilianischen Millionäre wuchs seit 1997 um die Hälfte, 2001 gar um zwölf Prozent – im Rest der Welt nur um drei. Brasiliens Vermögende bedankten sich beim sozialdemokratischen Staatschef Fernando Henrique Cardoso – seine neoliberale Politik war für sie in dessen zweiter, bis Ende 2002 reichenden Amtszeit besonders segensreich, sie förderte die Einkommenskonzentration enorm. Unter Lula ging es so weiter – gleich im ersten Amtsjahr schlitterte Brasilien zwar in die Rezession, verzeichnete Rekordarbeitslosigkeit, starken Reallohnverlust, doch immerhin wurden fünftausend Betuchte interessanterweise (Dollar-) Millionäre, erhöhten deren Zahl im Lande auf etwa 90 000. 

Unter den ersten zehn Milliardären des Erdballs sind auch zwei Brasilianer, die wie die meisten Reichen in São Paulo leben, allerdings wie die anderen Begüterten an den traditionellen Elitedistrikten nicht mehr viel Freude haben. Entführungen gleich in Serie schlagen aufs Gemüt; auch fast alle ausländischen Manager, darunter die deutschen, fahren nur in gepanzerten Limousinen. Und nur in Indien gibt es mehr Arbeitslose als in Brasilien, Misere und Kriminalität nehmen unaufhörlich zu; pro Jahr werden selbst nach den geschönten offiziellen Daten in der immerhin dreizehnten Wirtschaftsnation der Welt über 40 000 Menschen ermordet. Da auch unter dem neuen sozialdemokratischen Staatschef Lula Slumwachstum und Arbeitslosigkeit bisherige Rekorde brechen, dauert die Flucht in die condomínios weiter an, Baufirmen und Architektenbüros freuen sich über ein regelrechtes „Boom-Fieber“. 

Aber nehmen wir den Jugendlichen Alvaro, aus guter Anwaltsfamilie, der in Rio de Janeiros Strandviertel Barra da Tijuca realitätsfremd fast ständig hinter Gittern lebt – in einem weitläufigen Bilderbuch-condomínio der Mittel- und Oberschicht mit allem Drum und Dran. Swimmingpools, Spiel- und Tennisplätze, Golfwiesen und etwas Park, ferner eine Bäckerei, eine Apotheke, ein Fitness-Center und vor allem Sicherheit im Übermaß. Denn der ganze condomínio ist von hohen Gitterstäben umgeben und wird von einer bewaffneten Spezialgarde überwacht – ein Berufsstand, der dreimal so kopfstark wie die brasilianischen Streitkräfte ist. Auch Alvaros Familie hat natürlich mehrere Hausangestellte – am stabilen Portal mit den TV-Kameras werden sie wie andere Ortsfremde gefilzt. Die gut betuchten BrasilianerInnen lassen sich ihre Sicherheit jährlich nicht weniger als 28 Milliarden Dollar kosten. Das Kontrollritual an der Einfahrt erinnert an das von Militär- oder Geheimdienstobjekten: Will ein Wagen hinein, wird er zunächst misstrauisch beäugt, passiert dann die erste übermannshohe Sperre, die sich hinter ihm sofort wieder schließt. Doch die zweite Sperre wird erst nach eingehender Kontrolle des Wagens und seiner Insassen geöffnet. 

Ein Fahrer bringt den jungen Alvaro morgens zur Privatschule, nachmittags zurück. Für ihn besteht kaum noch die Notwendigkeit, den condomínio, gelegentlich „goldener Käfig“ genannt, zu verlassen, andere Viertel oder gar den nahen Atlantikstrand zu frequentieren. In Barra da Tijuca, einer Miami-Kopie für Neureiche und Aufsteiger, zählt Alvaro zu jenen Kids, die von Rest-Rio weit weniger kennen als der oberflächlichste Copacabana-Tourist. Das berühmte Opernhaus, Klöster und Kirchen der Altstadt haben sie bestenfalls auf Prospektfotos gesehen. Besorgte bildungsbeflissene Eltern organisieren deshalb regelmäßig Bustouren, die den Sightseeing-Trips für AusländerInnen aufs Haar gleichen – auch Alvaro musste einmal mit. Sein bester Freund Patrick wohnt im selben condomínio, der Vater, ein Unternehmer, bedauert: „Mit meinen Geschwistern habe ich früher noch vor dem Elternhaus auf der Straße Fußball gespielt, sind wir mit dem Rad einfach so rumgefahren – für meine Kinder wäre das alles heute dort völlig unmöglich, wegen der Kidnapper und Straßenräuber viel zu gefährlich. Nur hier, im condomínio, brauche ich mir um sie keinerlei Sorgen zu machen.“ 

Schon absurd – in Barra da Tijuca werden die neuesten Wohnanlagen mit immer größeren Freizeitparks, Pools, Spaßbädern bestückt – als läge einer der schönsten, saubersten Strände der Welt nicht wenige Fußminuten entfernt. „Das ist der neueste Trend beim condomínio-Bau“, erläutert ein Chefarchitekt, „keineswegs zusätzlicher Luxus, sondern eine Notwendigkeit.“ Denn die Zehn-Millionen-Stadt Rio sei nun einmal nicht sicher. Für São Paulo und die anderen Millionenstädte gilt das gleiche – und solange die Prominentenghettos noch nicht über Privatschulen verfügen, wird für Alvaros Altersgenossen an den College-Toren täglich ein Sicherheitszirkus veranstaltet, der MitteleuropäerInnen den Mund offen stehen lässt: Damit nach Schulschluss alle Privilegiertenkids wohlbehütet wieder zu ihren condomínios und Villen gelangen, wird beispielsweise am „Colégio Dante Alighieri“ in São Paulo das halbe Viertel durch Militärpolizisten und Bodyguards abgeriegelt, sperrt die Verkehrspolizei sogar Straßen ab, damit die Panzerlimousinen zügig davonbrausen können. Auch diese Kids sagen stets, die Stadt nur wenig zu kennen. 

Hat diese sog. condomínio-Generation ein bestimmtes Profil? SoziologInnen und AnthropologInnen haben sich der Frage bereits ausführlich gewidmet. Denn so nobel, kultiviert, geordnet, zivilisiert, wie manche denken, geht es in den Eliteenklaven keineswegs zu – vieles erinnert vielmehr an Gepflogenheiten aus der Kolonialzeit. In einem Luxus-condomínio bei São Paulo beispielsweise wurden sogar schon 11- und 12-Jährige beim Haschischrauchen angetroffen, was den Eltern offenbar egal war. Gar nicht wenige erlauben zudem ihren Kindern, im condomínio mit dem schweren Wagen der Familie herumzubrausen, dort sogar Rennen zu veranstalten. Natürlich versuchten die Wachleute einzugreifen, das Treiben unter Hinweis auf die condomínio-Ordnung zu beenden. Doch da griffen sofort die betuchten Eltern ein, verteidigten ihre Kids, verbaten sich solche Verbote. Und die schlecht bezahlten Wachleute ignorierten künftig alles, aus Angst, die Stelle zu verlieren. Gewöhnlich haben weder Militär- noch Zivilpolizei Zutritt zu den condomínios. Als ein besorgter Vater den ausufernden Konsum auch harter Drogen beenden wollte, deshalb eine Gruppe von Polizeibeamten hineinließ, wurde er von einer Elternkommission beinahe gelyncht: „Im condomínio bestimmen nur wir.“ Sogar Diebstähle werden in Brasiliens Reichenghettos vertuscht. Auch andere Straftaten, die außerhalb der condomínio-Mauern natürlich ein Fall für Justiz und Polizei wären, werden vergeben. Deshalb betont die angesehene Psychoanalytikerin Maria Rita Kehl, dass die schlimmsten Beispiele von Verantwortungslosigkeit und fehlender Bildung stets die nationale Elite liefere, seit jeher daran gewöhnt, mit einer Reihe illegaler Praktiken zu leben.

 „Väter bieten dem Verkehrspolizisten ein Bestechungsgeld an, damit er von einer Bestrafung absieht, oder fordern in der Privatschule die Entlassung jenes Lehrers, der aus objektiven Gründen den Sohn nicht versetzte.“ Den Kindern werde von klein an gezeigt, dass sich mit Geld wirklich alles kaufen lasse. Und dass selbst aus Luxuskarossen immer wieder Flaschen, Büchsen anderer Müll auf die Straße geworfen werden, beobachtet jeder einmal in Brasilien – dieser Teil der Stadt, so Maria Rita Kehl, sei schließlich nicht ihrer, sondern jener „der anderen“. Zynismus und illegale Praktiken der Elite korrumpierten, bildeten für das Verbrechen sehr effizient einen beträchtlichen Teil der jungen Generation heran, schlussfolgert die Therapeutin. Elitekids, jene zukünftigen neoliberalen Entscheidungsträger der Mittel- und Oberschicht, werden in repräsentativen Studien als antisozial, superindividualistisch, apolitisch sowie zu Autoritarismus und Gewalt neigend beschrieben. Fast 98 Prozent nennen als allerersten Lebensinhalt einen guten Posten und ein hohes Gehalt, um absolut desinteressiert am Zustand und der Zukunft des Landes ein sorgenfreies Leben führen zu können. Ein Gefühl von Verantwortlichkeit für die soziale Misere und die krass ungerechte Einkommensverteilung existiere nicht. 

Aber ist es wirklich nur das immer wieder herausgestellte Sicherheitsargument, das Betuchte in die condomínio-Ghettos zieht? Die Soziologin Ana Roberts verneint dies nach ausgedehnten Untersuchungen. Am meisten habe sie überrascht, dass es den BewohnerInnen sehr wesentlich um Status gehe. Wer im condomínio lebe, betone damit vor aller Welt, „ich bin anders“, gehöre zu den Privilegierten. Ebenso werde immer die „bessere Bildung und Erziehung der Kinder“ als Wohnargument betont. Auch da sind laut Ana Roberts große Zweifel angebracht, weil innerhalb des condomínios nur zu oft den Heranwachsenden kaum Grenzen gesetzt würden. Sie nannte den Fall einer Mutter, die ihr Kind zwar seit sage und schreibe drei Tagen überhaupt nicht gesehen habe, dennoch völlig unbesorgt sei – in der Gewissheit, dass es irgendwo im condomínio stecke.

Schon 1996 urteilte Victor Bulmer-Thomas, Direktor des Zentrums für lateinamerikanische Studien an der Londoner Universität: „Ebenso wie die alte französische Aristokratie fühlen sich die Eliten Lateinamerikas nur dann erst richtig reich, wenn sie von Armen umgeben sind.“ Cristovam Buarque, Brasiliens neuer Bildungsminister, geht sogar so weit, die Eliteangehörigen nicht zu den StaatsbürgerInnen zu zählen: „Die Ungleichheit zwischen Reichen und Armen, ob in Einkommen, Bildung, Wohnniveau, Transport, Freizeitverhalten, Ernährung und Umgangsformen, ist so gewaltig, dass die Elite im Grunde nicht mit am gleichen Tisch sitzt, nicht über die gleichen Themen spricht, nicht jenes Gefühl hat, zum selben Volk zu gehören. Im Brasilien des 21. Jahrhunderts sieht sich die Elite so entfernt vom Volk wie im 19. Jahrhundert.“ Kirchliche SoziologInnen wie Eva Turin aus São Paulo machen bei den vielen betuchten Deutschen der Megametropole ähnliche Haltungen aus: „Sie benehmen sich wie die Elite der Elite, noch über den reichsten Brasilianern, mischen sich nicht mit uns, solidarisieren sich nicht.“

Brasiliens katholische Kirche hat die Abschottungs- und Ausgrenzungspolitik der Geld-und Politikerelite stets hart kritisiert – deutliche Worte kamen vor allem von dem deutschstämmigen Kardinal Aloisio Lorscheider und von Kardinal Evaristo Arns in São Paulo, der die „Sklavenhaltermentalität“ immer noch tief verwurzelt sieht. AfrobrasilianerInnen sind in Brasilien die typischen SlumbewohnerInnen und werden mittels eines verdeckten Systems der Apartheid am sozialen Aufstieg gehindert. Der zu PR-Zwecken noch von jeder brasilianischen Regierung um die Welt geschickte Multimillionär, Ex-Fußballspieler und Ex-Sportminister Pelé ist jene Ausnahme, die die Regel bestätigt. Roberto da Matta, einer der bekanntesten, derzeit in den USA lehrenden brasilianischen Anthropologen, bemerkt im Hinblick auf die hierarchische Gesellschaftsstruktur: „Die Elite hat immer Paris, London und New York viel mehr geliebt; im Grunde genommen heißt, zu Brasiliens Elite zu gehören, Ausländer im eigenen Land zu sein.“ Als schwerwiegendes Problem sieht Da Matta, dass die Oberschicht Brasilien nicht mag, „und was man nicht gern hat, kann man nicht pflegen“.