ila

18 Jahre an jeder ila beteiligt

Abschied von Heinrich Piotrowski (1950-2007)
Gert Eisenbürger

„Dann telefonieren wir am Montag Vormittag und besprechen, wann du vorbeikommst, um die belichteten Filme zu kontrollieren.“ So verabschiedete sich Heinrich Piotrowski, als ich ihm am Donnerstag, den 4. Oktober, die Daten mit dem Layout der ila 309 in die Druckerei brachte. Montags rief dann nicht Heinrich, sondern seine Kollegin Gisela an und bat mich vorbeizukommen, weil sie von mir ein paar Infos zum neuen Heft brauchte, Heinrich sei am Sonntag gestorben. Ich stammelte nur „Wie? Gestorben?“, als ob die Aussage nicht erschreckend eindeutig gewesen wäre.

Seit 25 Jahren wird die ila beim Druckladen in Bonn gedruckt. Als das erste Kollektiv 1990 auseinander gefallen war, haben Gisela und Heinrich die Druckerei übernommen. Seitdem hat Heinrich rund 180 Ausgaben der ila betreut, ist zunächst mit mir die Seiten durchgegangen, hat sich dann um die Belichtung und die Herstellung der Druckplatten gekümmert. Bei unseren Kontrolldurchgängen sind uns meistens noch kleinere Fehler aufgefallen – natürlich niemals alle – und Heinrich hat sie korrigiert.

Er war meistens gut gelaunt. Manchmal spürte ich, dass er unter Druck stand, aber das versuchte er sich nicht anmerken zu lassen. Bei unseren Treffen haben wir gerne über Themen geredet, die in der linken Debatte gerade akut waren. Heinrich war neben seiner Arbeit im Druckladen in verschiedenen politischen Zusammenhängen aktiv. Dabei lag sein Schwerpunkt auf der globalisierungskritischen Arbeit, er war einer der aktivsten Leute bei attac-Köln. Er diskutierte gerne, aber abgehobene theoretische Reflexionen waren ihm schnell über. Irgendwann sollte man sich über Ziele und Aktionsformen verständigt haben und dann sollten entsprechende Aktivitäten angegangen werden, eine Veranstaltung, eine Demo, ein Infostand. Ich war ihm manchmal etwas zu theorielastig und zu wenig aktionistisch.

Heinrich wollte etwas bewegen. Mehrere Abende in der Woche und an vielen Wochenenden war er in Sachen attac unterwegs. So auch am Samstag, den 6. Oktober 2007, als er an einem Treffen in Hannover teilnahm. Von dort ist er nach Köln zurückgefahren. In der folgenden Nacht oder am nächsten Tag ist er alleine in seiner Wohnung gestorben, vermutlich an den Folgen eines Herzinfarktes. Er wurde 57 Jahre alt.

Wenn ich diese Ausgabe der ila in den Druckladen bringe, wird Heinrich zum ersten Mal seit 18 Jahren nicht da sein. Das wird ein trauriger Moment sein. Er wird uns fehlen.