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Maurice Bishop (1944-1983)

Symbol der afroamerikanischen Emanzipationsbewegung
Gert Eisenbürger

Maurice Bishop wurde 1944 in Aruba (Niederländisch Antillen) als Sohn grenadinischer Eltern geboren und wuchs in Grenada auf. Später studierte er in London Jura und politisierte sich in der dortigen 68er-Bewegung. Nach Abschluss des Studiums ließ er sich in Grenada, damals noch britische Kolonie, als Anwalt nieder. Gleichzeitig baute er eine linke Organisation auf, die sich 1973 mit einer anderen Gruppe zum New Jewel Movement (NJM) zusammenschloss.

1974 wurde Grenada unabhängig. Erster Ministerpräsident wurde der frühere Gewerkschaftsführer Eric Gairy, der sich zunehmend als korrupter und autoritärer Potentat entpuppte. 1976 schlossen sich mehrere Oppositionsparteien zur People's Alliance zusammen und nominierten Maurice Bishop als Spitzenkandidaten. Nur durch Manipulationen konnte Gairy dessen Wahlsieg verhindern. Danach verschärfte er die Repression und hetzte seine Schlägertrupps auf Oppositionelle. Der Terror des Regimes forderte mehrere Todesopfer, darunter war auch der Vater von Maurice Bishop.

Als Eric Gairy im März 1979 zur UN-Vollversammlung nach New York reiste, stürmten Mitglieder der NJM die einzige Militärkaserne der Insel und überwältigten die schlafenden Soldaten. Danach besetzten sie die Radiostation und riefen die Bevölkerung auf, auf die Straße zu gehen und die Vertreter des Regimes aus den Ämtern zu jagen. Tausende folgten dem Aufruf und am Abend des 13. März 1979 hatte Grenada eine Revolutionäre Volksregierung (PRG) mit Maurice Bishop an der Spitze.

Die PRG setzte ein umfangreiches Reformprogramm um, dessen Hauptziel es war, den Menschen, insbesondere den Jugendlichen, eine Lebensperspektive auf der Insel zu bieten. Bis dahin gab es nur wenige Jobs in der Landwirtschaft, der Verwaltung und im Tourismus – wer die Möglichkeit hatte, emigrierte nach Großbritannien, Kanada und die USA. Die PRG initiierte zahlreiche Projekte zum Ausbau der Infrastruktur, der Weiterverarbeitung der im Land erzeugten Lebensmittel und zur Förderung des Tourismus.

Im Oktober 1983 wollte eine Fraktion der NJM Maurice Bishop ab- und seinen Stellvertreter Bernhard Coard an dessen Stelle setzen. Bishop wurde unter Hausarrest gestellt. Dagegen formierte sich überall auf der Insel Widerstand. Am 19. Oktober kamen mehr als zehntausend Menschen in die kleine Hauptstadt St. George's und befreiten Bishop aus dem Arrest und geleiteten ihn ins Stadtzentrum, wo er sich mit seinen MinisterInnen und Vertrauten beriet. Plötzlich erschienen die beiden gepanzerten Fahrzeuge der grenadinischen Armee und begannen in die Menge zu schießen. Dabei kamen mindestens 20 Menschen ums Leben. Später wurden Bishop und die meisten Regierungsmitglieder ermordet.

Sechs Tage später landeten US-Truppen auf der Insel. Sie nutzten die Ermordung Bishops, dessen Regierung sie über vier Jahre bekämpft hatten, um das sozialistische Experiment in Grenada zu beenden. Den Leichnam Bishops ließen sie verschwinden, weil sie ihn noch als Toten für gefährlich hielten.