ila

Kinoperlen

Frankfurt: 18 Jahre Venezuela im Film – ¡Qué chévere!

Das Filmfestival „Venezuela im Film – ¡Qué chévere!“ im Filmforum Höchst öffnet ein Fenster nach Venezuela. Bei der ersten Edition 2005, noch unter der Schirmherrschaft des venezolanischen Generalkonsulats in Frankfurt, konnten sich die Veranstalter*innen kaum vorstellen, wie rasant sich der venezolanische Film entwickeln sollte. Und vor allem: welche Bedeutung er vorher schon hatte. Wer wusste etwa, dass sich Pedro Almodóvar von den Frauen aus dem venezolanischen Klassiker „El Pez que fuma“ (1977) inspirieren ließ? Heute, 18 Jahre später, wird das Filmfestival unabhängig organisiert. Kuratorin Ute Evers weiß, welche Filme wir nicht verpassen dürfen.

Ute Evers

Nach 18 Jahren fällt der Blick zurück auf eine Liste von mehr als 120 präsentierten Filmen, unter denen wahre Schätze zu finden sind, etwa das auf vielen internationalen Festivals gezeigte poetische Filmessay „Araya: Toda vida viene del mar“ über das Leben inmitten des Salzabbaus von Margot Benacerraf (geb. 1926 in Caracas), aus dem Jahr 1959, oder „Aire Libre“ (1997) von Luis Armando Roche (1937-2021), über Alexander von Humboldt und Aimée Bonpland. Unter den neuen Filmproduktionen gab es immer wieder solche mit international renommierten Preisen, die zeigen, dass der venezolanische Film längst aus seinem scheinbaren Schattendasein herausgetreten ist. Wir zeigten etwa „Pelo Malo“ von Mariana Rondón, die 2013 die Goldene Muschel in San Sebastián erhielt, „La distancia más larga“ von Claudia Pinto, die den Glauber-Rocha-Preis 2015 erhielt, oder „Yo imposible“ von Patricia Ortega, die 2020 auf dem Houston International LGBTQ Film Festival für das Beste Drehbuch honoriert wurde.

Das Programm 2024

Die gespaltene politische Situation in Venezuela spiegelt sich zusehends im Filmschaffen des Landes wider. Das versuchen wir in unserem Programm zu zeigen. Die einen wollen eine klare Haltung gegen das aktuelle politische System vermitteln, etwa der tragische Film „One way“ (2022) von Carlos Daniel Malavé über eine verarmte Universitätsprofessorin, die alles für ihren Sohn tut, auch über seinen Tod hinaus. In anderen Filmen werden hingegen gesellschaftliche Themen aufgenommen, ohne dabei politische Botschaften vermitteln zu wollen. Hier zeigen wir „La sombra del sol“ (2023) von Miguel Ángel Ferrer, der von den Träumen des taubstummen Alex in einer von Gewalt dominierten Region erzählt, und „El salto de los ángeles“ (2023) von José Miguel Zamora, in dem sich der junge Antonio auf die Suche nach seinem Vater macht, der auszog, um in einer Mine Gold zu schürfen. Oder „Un destello interior“ (2021) von Luis und Andrés Rodríguez, in dessen Mittelpunkt die alleinerziehende Silvia steht, die das Unmögliche unternimmt, um ihre Tochter vor der Armut zu retten. Das packende Porträt einer starken Frau!

Mit „El silencio de las semillas“ von Elizabeth Pirela, Filmemacherin der Wayú, zeigen wir einen poetischen Kurzdokumentarfilm und mit „A4 II – El Contacto“ von Camilo Pineda und Manuel Rugeles einen sechsminütigen Science-Fiction zum Schmunzeln.

Dieses Jahr wird es zwei Hommagen geben: Einmal wird Andrés Agustí (1956-2023), venezolanischer Filmemacher und Anthropologe katalanischer Herkunft, mit dem experimentellen Kurzdokumentarfilm „Tisure“ (1986) gedacht. Dann gilt es, „El pez que fuma“ von Roman Chalbaud (1931-2023) neu zu entdecken, der mit einem Bordell als Hauptschauplatz als wegbereitend für den damaligen lateinamerikanischen Film gilt. Das Festival wird eröffnet mit dem spannenden Dokumentarfilm „Un país llamado El pez que fuma“ (2021) von Alejandro Picó. „El pez que fuma ist nach wie vor eine Referenz. Es ist ein magischer Film, und dieser Zauber überträgt sich auch auf meinen Film“, sagte Picó kürzlich. Zwölf Jahre habe er für diesen Film recherchiert und dabei einzigartiges Material hervorgebracht.

Erstmalig wird es einen Publikumspreis Bester Film geben. Alle aktuellen Filme aus dem Programm treten in den Wettbewerb. Vor 10 Jahren erhielt Miguel Ferrari den ersten venezolanischen Goya für den besten iberoamerikanischen Film. Aus diesem Anlass wird Ferrari seinen Preisfilm „Azul y no tan rosa“ bei uns persönlich präsentieren. Bei der Veranstaltung „Der venezolanische Film der Diaspora“ wird Ferrari mit dem Publikum diskutieren.

Venezuela im Film – ¡Qué chévere! findet vom 11. bis 14. April im Filmforum-Höchst statt, Emmerich-Josef-Str. 46a, Frankfurt.
Programm: https://venezuela-im-film.de/