ila

450 Mal danke den Planer*innen, Autor*innen, Übersetzer*innen, Layouter*innen Korrekturleser*innen, Freund*innen und Leser*innen der ila.

Es liegt an uns allen, ob die ila 450 die letzte Jubiläumsausgabe ist oder ob im November 2026 die ila 500 erscheinen kann. Schon die ila im Testament berücksichtigt? Danke

Liebe Leser*innen und Freund*innen der ila,

450 Ausgaben der ila! Das bedeutet, 450 Mal planen, was in die nächste Ausgabe soll, 450 Mal Autor*innen in der ganzen Welt anfragen, ob sie für die ila schreiben wollen, obwohl wir ihnen nichts zahlen können, 450 Mal Übersetzer*innen (meist waren es „innen“) bitten, Texte für uns zu übertragen, 450 Mal Diskussionen mit Autor*innen, meistens fruchtbar und spannend, manchmal auch für beide Seiten frustrierend, etwa wenn wir ihnen mitteilen mussten, dass ihr Artikel starker Kürzungen bedürfe, weil er den vorgegebenen Rahmen überschritten hat, oder dass er nicht erscheinen konnte, weil er nach Redaktionsschluss ankam, oder dass er auf eine kommende Ausgabe verschoben wurde, weil die aktuelle mal wieder übervoll war und der betreffende Text weniger aktualitätsbezogen war als andere Beiträge, 450 stressige Layouts mit viel Bier (im 20. Jahrhundert) und Wein (im 21. Jahrhundert) – aber am Ende stets das befriedigende Gefühl, ein gutes Heft hinbekommen zu haben.

Fünf von uns waren schon in der Frühzeit der ila dabei, sind also schon über 40 Jahre Teil des Redaktionskollektivs, mehrere haben mehr als 30 ila-Jahre auf dem Buckel, andere erst zwei oder drei. Die ältesten sind über 80, die jüngsten in den Zwanzigern – die ila ist ein echtes Mehrgenerationenprojekt, obwohl das niemals expliziter Anspruch war. Es hat sich einfach so ergeben. Dennoch steht in den nächsten Jahren der Generationswechsel an. Den müssen wir hinbekommen, wenn die ila eine Zukunft haben soll. Für alle bedeutet das, auch mal zurückzustecken, andere Ideen anzunehmen, auch wenn sie mal nicht vollständig überzeugt sind. Den jüngeren ilas* ist eine Sprache, die Differenzen deutlich macht und nicht exklusiv ist, ein zentrales Anliegen. Manche der Älteren sind da weniger sensibel und eher der Meinung, dass Sprache Ausdruck und nicht Ursache gesellschaftlicher Ausgrenzung ist. Wir haben in diesen Diskussionen bis jetzt am Ende immer einen Konsens gefunden, mit dem alle in der Redaktion leben konnten. Leider nicht alle, die die ila lesen. Einige – vor allem ältere Männer – sehen bei uns einen „Genderwahn“ und eine Verunstaltung der deutschen Sprache und haben ihr Abo gekündigt.

Ein Generationswechsel bedeutet, sich anderen als den eigenen Sichtweisen zu öffnen und ihnen Raum zu geben. Mitunter zeigen sich Leute, die die ila vor 30 oder 40 Jahre gelesen haben, überrascht, dass es uns immer noch gibt. Vielleicht deshalb, weil wir weiterhin an dem Prinzip festhalten, ein offenes Projekt zu sein. Jede*r, die/der neu in die ila kommt, soll sich auch einbringen können. So haben wir es 45 Jahre lang geschafft, mit bescheidenen materiellen Ressourcen zu überleben, und haben bisher auch Corona überstanden, obwohl die Luft für Printmedien immer dünner wird. Auch das – der Ausbau unseres digitalen Angebots – ist eine Baustelle, auf der wir weiter arbeiten müssen.

Das sind unsere Aufgaben für die nächsten Jahre. Aber es liegt auch an den Leser*innen, ob die ila 450 die letzte Jubiläumsausgabe ist oder ob im November 2026 die ila 500 erscheinen kann. In diesem Sinne freuen wir uns auch in diesem Jahr über Spenden (Spendenkonto bei der Postbank: IBAN DE89 3701 0050 0058 3995 01). Und über Abos, denn ohne die kann die ila nicht überleben. Vor allem wünschen wir unseren Leser*innen alles, alles Gute und viel Energie. Die werden wir brauchen.

Mit solidarischen Grüßen für die Redaktion

Britt Weyde & Gert Eisenbürger