ila

Ziemlich gute Freundinnen

Die ila und La Cortadora, die salvadorianische Kaffeepflückerin

Die ila erscheint jetzt im vierzigsten Jahr und der Kooperativenkaffee „La Cortadora – Kaffee für Land und Freiheit“ aus El Salvador wird demnächst seit 25 Jahren aus unseren Tassen duften. Bei den Redaktionssitzungen, beim Layout der ila und im Alltag des Zeitschriftenmachens gibt es, wenn Kaffee gewünscht wird, La Cortadora.

Ulf Baumgärtner

Gegen Ende des internen Krieges in El Salvador (1980 bis 1992) sprach sich in den damals noch zahlreichen El-Salvador-Komitees herum, dass die Bundesrepublik nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Abnehmer salvadorianischen Rohkaffees war, El Salvador aber auf der Liste der Herkunftsländer der hiesigen Importeure, Röster und Händler an nachrangiger Stelle kam, also ersetzbar war. Angeregt wurde der Blick auf die salvadorianische Kaffeewirtschaft von Gewerkschaften und NRO in den USA, deren Vertreter durch Europa reisten und einen Boykott salvadorianischen Kaffees propagierten.

Sie argumentierten, könne El Salvador weniger Kaffee exportieren, dann träfe das die Kaffeebarone, die Keimzelle der salvadorianischen Bourgeoisie, an ihrer empfindlichsten Stelle, nämlich ihren Geldbeuteln. Dann würden sie sich vielleicht auf ernsthafte Friedensverhandlungen mit der Guerilla, der FMLN (Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí), einlassen. In den Vereinigten Staaten boykottierten die in der International Longshore and Warehouse Union (ILWU) gut organisierten Hafenarbeiter tatsächlich einige Schiffe, die salvadorianischen Kaffee an die Westküste brachten.

Derweil hatten die El-Salvador-Komitees, inspiriert von den US-Hafenarbeitern, versucht, auch in bundesdeutschen Seehäfen einen Boykott salvadorianischer Kaffeeschiffe zu organisieren. Aber sie hatten die Rechnung ohne den Wirt, sprich die Gewerkschaft ÖTV (heute ver.di), gemacht. Der Versuch scheiterte vollständig, weil die ÖTV aus einer sozialdemokratischen Tradition kommt, während es an der US-Westküste die anarchosyndikalistischen Industrial Workers of the World (IWW) waren, die angefangen hatten, die Hafenarbeiter zu organisieren. Für die Wobblies, wie die AktivistInnen der IWW auch genant wurden, war Boykott immer eine mögliche Kampfform gewesen.

In El Salvador kam es dann tatsächlich zu von der UN moderierten Friedensgesprächen. Ausschlaggebend für deren Beginn war aber nicht der Boykott, sondern die Offensive der FMLN im November 1989. Diese Verhandlungen dauerten bis zum Januar 1992 und dabei heraus kamen Friedensverträge, in denen kein Wort über eine Vertiefung der Agrarreform von 1980 stand, was eine der Grundforderungen der kleinbäuerlichen Bewegungen El Salvadors gewesen war.

Die Erinnerung an die Agrarreform von 1980, die von Beginn an von den herrschenden Klassen sabotiert worden war, und die Erfahrung des misslungenen Boykotts führten in der mittlerweile entstandenen „Kaffeekampagne El Salvador“ (bis heute eine informelle Struktur innerhalb der gemeinnützigen Informationsstelle El Salvador e.V.) zu folgenden Überlegungen. Wegen des heftigen Widerstands der Kaffeeoligarchie zum Beispiel wurde der produktivste Teil der Kaffeewirtschaft, Plantagen mit um die 100 Hektar Größe, gleich von jeglicher Umverteilung ausgenommen, kamen nie mehr als zehn Prozent des salvadorianischen Exportkaffees aus Agrarreformkooperativen. Im Gegensatz zu den hierzulande üblichen Raiffeisengenossenschaften, die gemeinsam Betriebsmittel kaufen, Kredite nehmen, ihre Produkte verarbeiten und verkaufen, waren die Kaffeekooperativen der salvadorianischen Agrarreform Produktionsgenossenschaften (LPG), das heißt, vormalige LandarbeiterInnen hatten den Kaffeeanbau, die Erstverarbeitung und den Export übernommen. Wenn wir von diesen Kooperativen Kaffee kaufen, so unsere damalige Überlegung, stärken wir den Agrarreformsektor und tragen vielleicht dazu bei, dass er erweitert wird. Weil wir aber nicht KaffeehändlerInnen werden wollten, baten wir die MITKA (Mittelamerika Kaffee Im- und Export GmbH), die Mitte der 1980er-Jahre gegründet worden war, um nicaraguanischen Kaffee (die legendäre „Sandino Dröhnung“) zu importieren, und heute solidarisch gehandelten Kaffee aus Nicaragua, El Salvador, Honduras, Guatemala und Mexiko für ihre inzwischen neun Mitglieder einführt, den Import des salvadorianischen Kooperativenkaffees zu organisieren. Die MITKA war einverstanden und so kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Kaffeekampagne El Salvador, die im nächsten Jahr das 25-jährige Jubiläum von La Cortadora begehen kann. Dabei trägt die MITKA die Hauptlast des Geschäftes. Die Kaffeekampagne sucht immer wieder nach neuen Lieferkooperativen, besucht diese, organisiert Kaffeereisen für interessierte KaffeetrinkerInnen und begleitet den Import mit einer bescheidenen Informationsarbeit mittels des inzwischen nur noch einmal im Jahr erscheinenden Kaffeeklatsch, der auch der ila beigelegt wird, und ihrer gut gepflegten Website www.cafe-cortadora.de.

Das hört sich einfacher an als es ist. Um nur einige Probleme zu nennen, die im Laufe der Jahre aufgetreten sind: Ganz am Anfang bildeten wir von der Kaffeekampagne El Salvador uns ein, in den Agrarreformkooperativen könnten den KaffeepflückerInnen, eben den cortadoras und cortadores, bessere Löhne bezahlt werden. Tatsächlich ist es so, dass die besser ausgestatteten Kaffeebarone heute zum Teil höhere Löhne zahlen, weil es schwerer geworden ist, ausreichend saisonal verfügbare KaffeepflückerInnen zu finden.

Zudem gab es aus historischen Gründen (die FMLN war erst 1980 als Zusammenschluss von fünf politisch-militärischen Organisationen entstanden, deren politisches Umfeld weiterhin eigene, zum Teil konkurrierende Strukturen aufrechterhielt) im Agrarreformsektor, zu dem neben Kaffeeplantagen auch Betriebe gehörten, die Zuckerrohr und Grundnahrungsmittel produzierten, zwei Verbände, die bald nach Friedensschluss ihre eigenen Vermarktungsorganisationen aufbauten. Dazu kam ein dritter Exporteur, der von den Kaffeebaronen ins Leben gerufen wurde, um den Reformsektor wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen, wenn schon nicht die eigentliche Produktion, dann halt den lebenswichtigen Export. Wir versuchten also, bei den beiden aus der Agrarreform entstandenen Verbänden zu kaufen, bis einer davon einging. Dann mussten wir auch mit dem von der Kaffeebourgeoisie gegründeten Exporteur von Kooperativenkaffee zusammenarbeiten.

Weil die 1980er-Agrarreform von oben initiiert worden war und mit dem Beginn des internen Krieges zusammenfiel, häuften die neuen Agrarreformkooperativen riesige Schulden an. Am Ende einer langen Auseinandersetzung um einen Schuldenerlass blieb eine Regelung, nach der die Kooperativen 15 Prozent ihrer Schulden zahlen sollten, gegebenenfalls durch Abgabe eines Stückes ihrer Plantagen und Ländereien. Spätestens an diesem Punkt kapitulierten die letzten Grundnahrungsmittel produzierenden Kooperativen und machten ein paar weitere Agrarreformkooperativen in der Kaffeewirtschaft schlapp. Die Auswahl von Lieferkooperativen wurde kleiner, zumal die Kaffeekampagen und die MITKA La Cortadora von Produktionskooperativen kaufen wollten und nicht etwa von den in der salvadorianischen Kaffeewirtschaft ebenfalls tätigen Raiffeisen-Genossenschaften.

Im Zuge der wachsenden Nachfrage nach Lebensmitteln aus biologischem Landbau wollten immer mehr KonsumentInnen auch zertifizierten Biokaffee. Ab 2006 importierte die MITKA daher aus El Salvador Kaffee mit drei Grundeigenschaften: aus mindestens 1200 Metern Höhe (weil dort der beste Kaffee gedeiht), von Agrarreformkooperativen, aus biologischem Anbau. Seit 2009 gibt es nur noch La Cortadora Bio. Damit ist La Cortadora der einzige hier erhältliche Kaffee, der in allen Varianten (Bohne, gemahlen, Espresso, entkoffeiniert) aus organischer Produktion stammt. Das machte die Liste von möglichen Lieferkooperativen noch kürzer. In mindestens drei Fällen stellte die MITKA den Import ein, weil die GenossInnen in den entsprechenden Lieferkooperativen zur Giftspritze gegriffen hatten. Zuletzt war dies der Fall in Santa Adelaida, einer Agrarreformkooperative im Küstengebirge Cordillera de Bálsamo, aus der La Cortadora etliche Ernten lang kam, und die dank ihrer Nähe zur Hauptstadt San Salvador am häufigsten von Leuten aus der Kaffeekampagne, aber auch regelmäßig von VertreterInnen der MITKA besucht worden ist. Als 2013 la roya, der Kaffeerost, in Mittelamerika ausbrach, war in Santa Adelaida kein Halten mehr, es wurde gespritzt und schon kaufte die MITKA dort nicht mehr ein, denn das war kein Biokaffee mehr.

Nun gab es nur in der Agrarreformkooperative Las Lajas am Coatepeque-See noch Biokaffee. Damit war die Liste der möglichen Lieferkooperativen, die organisch anbauen und an die MITKA verkaufen wollen, auf eine, nämlich Las Lajas, zusammengeschrumpft. Tatsächlich gibt es daneben nur noch eine ehemalige Agrarreformkooperative, die Bio produziert: Las Colinas ganz im Westen des Landes, aber die erhielt von japanischen und US-amerikanischen Importeuren bessere Preise und hat kein Interesse, an MITKA zu verkaufen.

Außerdem gibt es noch eine Kooperative aus dem Raiffeisen-Sektor, die Kaffee organisch anbaut. Als Las Lajas in der letzten Ernte (2015/16; die Ernte dauert jeweils von November des einen bis Januar des darauffolgenden Jahres) Lieferschwierigkeiten hatte, griff die MITKA auf diese Möglichkeit zurück, womit ein wesentliches Kriterium der Kaffeekampagne, nämlich nur bei Produktionsgenossenschaften zu kaufen, gekippt wurde. In Zukunft und bis auf Weiteres soll aber wieder ausschließlich in Las Lajas gekauft werden.

Zu erwähnen ist noch, dass seit ein paar Jahren zwanzig Prozent des Kaffees, der zu La Cortadora verarbeitet wird, aus Honduras kommen, aus der Raiffeisen-artig organisierten Kooperative COMBRIFOL in den Nahuaterique-Bergen an der Grenze zwischen dem Departement Morazán im Nordosten El Salvadors und dem Departement La Paz im Südwesten von Honduras. COMBRIFOL liegt in einem „bolsón“, einer Tasche, einem Gebiet, das zeitweise salvadorianisch war, im September 1992 aber vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag endgültig Honduras zugeschlagen wurde.

Keine wirklichen Probleme im Laufe der Geschichte der Kaffeekampagne El Salvador, aber Themen, die lang diskutiert worden sind, sind die Kaffeesteuern und die Fairtrade-Zertifizierung. Die Kaffeesteuer bringt dem Bundeshaushalt Jahr für Jahr über eine Milliarde Euro ein. Der Bundestag beschließt, was mit diesem Geld passiert. Es gibt also für VerbraucherInnen keine Möglichkeit zu fordern, dass die Kaffeesteuer für Lohnerhöhungen der KaffeepflückerInnen in den Kaffeeproduktionsländern verwendet wird. Damit war das Thema gegessen. La Cortadora ist wie alle Kaffees, die über die MITKA importiert und vermarktet werden, siegel-frei. Und doch gibt es kaum einen Kaffee auf dem alternativen Kaffeemarkt, über den die VerbraucherInnen so viel erfahren können wie über diesen Kaffee, eben weil die Lieferkooperativen regelmäßig und häufig von der Kaffeekampagne und MITKA besucht werden und die Handelsbeziehungen direkt sind.

Um schließlich ein letztes, ein tatsächliches Problem anzusprechen: wo in den bundesdeutschen Medien unter Überschriften wie „Das gefährlichste Land der Welt“ Horrorreportagen aus El Salvador verbreitet werden, kann die Kaffeekampagne nicht so tun, als ob es in den Kaffeekooperativen keine Maras, also kriminellen Jugendbanden gäbe. Am 4. Februar dieses Jahres wurden in der vormaligen Lieferkooperative Santa Adelaida drei Arbeiter erschossen. Einer von ihnen soll laut Polizei mit einer auf der Kaffeeplantage operierenden Mara befreundet gewesen sein. Die sechs mutmaßlichen Pandilleros (Bandenmitglieder), die die drei Arbeiter ermordeten, sollen einer konkurrierenden Mara angehören.

Ziemlich genau einen Monat vorher bekamen die TeilnehmerInnen der letzten Studienreise der Kaffeekampagne El Salvador das Mara-Problem hautnah vorgeführt. Am 8. Januar wollten sie sich mit Mitgliedern der Kooperative Las Colinas im nahegelegenen Städtchen Tacuba treffen, unter anderem um Möglichkeiten zukünftiger Lieferungen zu besprechen, wohlwissend, dass in Las Colinas eine Clica (territoriale Einheit) der MS 13 (Mara Salvatrucha, eine der drei Hauptformationen des in Mittelamerika grassierenden Bandenwesens) operiert. Die Kaffeereisenden gingen, als sie nach Tacuba kamen, noch davon aus, dass sie mit den Kooperativisten nach Las Colinas fahren würden. Die schlugen aber vor, sich in ein Restaurant zu setzen, weil es ihnen zu gefährlich war, uns in die Kooperative zu bringen. Unter anderem erzählten sie, dass sie in der letzten Ernte 15 000 US-Dollar Schutzgeld an die Mara bezahlt hatten.

Im Jahr 2015 importierte die MITKA knapp 60 000 kg Rohkaffee aus El Salvador und Honduras für La Cortadora. Für die Ernte 2015/2016 vereinbarte die MITKA mit Las Lajas und COMBRIFOL einen Einkaufspreis von 2,30 US-Dollar pro Libra Rohkaffee (eine Libra entspricht einem englischen Pfund von 453,6 g). Der Preis setzte sich wie folgt zusammen: 1,60 US$ Mindestpreis, 0,20 US$ Prämie für den direkten Handel, 0,30 US$ Prämie für den Bioanbau, 0,05 US$ spezielle Projektprämie, die es nur bei La Cortadora gibt, 0,15 US$ Qualitätsdifferential. Ein solches Differential gibt es, wenn der Einkäufer einen bestimmten Kaffee unbedingt haben will. Soviel zu den spröden Zahlen. Dahinter verbergen sich eine komplizierte Lieferkette, eine aufwändige Produktion und Erstverarbeitung bis zum exportfähigen Rohkaffee und die Schicksale von Tausenden von GenossInnen und KaffeepflückerInnen. Von alldem erfahren die TeilnehmerInnen der Kaffeereisen, die die Kaffeekampagne El Salvador organisiert, mehr. Davon gab es bisher sechs. Von der vorletzten Reise, die über die Jahreswende 2012/2013 stattfand, erzählen zwei TeilnehmerInnen aus Hamburg. Susanne, die beim MITKA-Mitglied El Rojito arbeitet, schreibt: „Kurz und knapp kann ich sagen, es hat sich wirklich sehr gelohnt, und ich würde Menschen, die sich vorweg informieren und sich etwas mit den Gegebenheiten im Land vertraut machen, eine Reise mit der Kaffeekampagne empfehlen. Mein Blick auf das Produkt hat sich total verändert. Zu sehen, welche harte Arbeit, wie viel Zeit und Mühen notwendig sind, um den Kaffee in Hamburg auf den Markt zu bringen, hat meine Argumentationen für den solidarischen Handel mit Kaffee und anderen Waren in meinem Job bei El Rojito aussagekräftiger gemacht.“ Und Niko: „Als Espressomaschinentechniker habe ich mit dem Produkt Kaffee täglich zu tun. Dort in El Salvador vor Ort den Weg des Kaffees verfolgen zu können, von der Kaffeekirsche am Busch bis zu den Lagern, wo der geerntete, getrocknete, gereinigte und sortierte Rohkaffee in Jutesäcken auf den Abtransport wartet: mein Blick auf das Produkt und mein Empfinden dafür haben sich vollständig verändert. Unser Reiseleiter hat lange in El Salvador gelebt und gearbeitet, und war von Anfang an am Aufbau der Beziehungen zu den Kaffeekooperativen beteiligt, deshalb sind wir auf der Reise in wirklich engen Kontakt zu den Leuten gekommen. Wir haben neben Kaffeekooperativen auch Orte besucht, die während des Krieges eine Rolle gespielt haben: Perquín, die heimliche Hauptstadt der Guerilla, El Mazote, wo das Massaker stattfand, und das Mahnmal für die Ermordeten und Verschwundenen in der Hauptstadt.“ Beide zusammen schreiben: „Seit unserem Aufenthalt in El Salvador haben wir ein tiefes Verhältnis zu dem Land bekommen und ein starkes Interesse an der aktuellen Situation. Wir fahren zu den jährlichen Bundestreffen der El Salvador Solidarität und machen ein Mal im Jahr in Hamburg eine Veranstaltung zu einem El-Salvador-Thema. Für dieses Jahr planen wir am 24. November eine Veranstaltung zur Problematik der Maras im El-Rojito-Café, in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Büro in München und Zapapress hier in Hamburg. Außerdem haben wir noch unser Solidaritätsprojekt „Hamburg trinkt braunweiß“ (Trikots des FC St. Pauli), ein Filterkaffee mit 80 Prozent Kaffee aus El Salvador und 20 Prozent aus Honduras von der Kooperative COMBRIFOL, die bei den Reisen der Kaffeekampagne El Salvador ebenfalls auf dem Programm steht.“

Erhard, Zahnarzt in Köln, hat zur letzten Kaffeereise, die im Januar dieses Jahres stattfand, geschrieben. „Vor allem die Erinnerungen an die Menschen dort bleiben. Aber zuerst ein paar Worte, wie es dazu kam, dorthin eine doch mehr oder weniger touristische Reise zu machen. Meine Kinder waren zuerst voller Sorge wegen der bekannten Probleme und Gefahren dort. Sie sahen das gar nicht gern. Aber ich war schon angefixt von Mittelamerika. Von 2011-2014 war ich jeweils für sechs Wochen als Zahnarzt für die German Doctors/Médicos Alemanes in Ocotal im Norden von Nicaragua in einem Gesundheitsprojekt tätig. Ein Patient hat mich dann ein Jahr vor der Kaffeereise an eine Freundin vermittelt, die als Ärztin auf dem Land in El Salvador arbeitet. Bei ihr habe ich hospitiert. Sie leitete damals eine ländliche Gesundheitsstation in der Provinz Usulután. Für eine Woche habe ich bei ihrer Familie gelebt, in ihrem Zentrum gearbeitet, und bin dann weiter nach Nicaragua zu meinem Einsatz gefahren. Also habe ich sofort zugesagt, die „Kaffeefahrt“ mitzumachen. Ich fand das war eine gute Gelegenheit, das Land El Salvador näher zu entdecken. Was mich besonders beeindruckt hat, war die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen, die wir in den Kooperativen dort getroffen haben. Trotz der großen Schwierigkeiten. die sie durch die veränderten Klimabedingungen und durch den Pilz la roya haben, sind sie hartnäckig bemüht, weiterhin hochwertigen Kaffee anzubauen. Hinzu kommt die zunehmende Gefahr durch die sich immer mehr ausbreitende Bandenkriminalität. Oft müssen die Kooperativen Schutzgeld bezahlen, um ihre Ernte einbringen und verkaufen zu können, Eltern haben Angst um ihre Kinder und schicken sie nicht mehr zur Schule. Real haben wir das auch erfahren, eine Kooperative hat uns gebeten nicht zu kommen, weil sie Angst um unsere Sicherheit hatten. Sie haben dort sicher kein leichtes Leben, und reich werden sie bestimmt auch nicht. Aber sie sind stolz auf ihre Arbeit und Unabhängigkeit. Wünschen wir ihnen, dass sie es schaffen. Vielleicht hilft es ihnen ja wirklich, wenn wir über ihren Kampf berichten und ihnen zeigen, dass es hier Menschen gibt, die sich dafür interessieren und dabei helfen wollen, sei es auch nur indem wir ihren Kaffee trinken und verkaufen.“